Anfang Juni stellte sich eine Reihe von Gründungsvorhaben und jungen Unternehmensgründungen der Chemnitzer Start-up-Community vor. Anlass dafür war das traditionelle Sommerfest im „Start up“-Gebäude der Technologie Centrum Chemnitz GmbH.
Zum Sommerfest hatten wie in den Vorjahren SAXEED, das Gründungsnetzwerk der südwestsächsischen Hochschulen, und das TCC gemeinsam eingeladen. Ihrem Ruf folgten nicht nur zahlreiche hier betreute und ansässige Unternehmensgründer, sondern auch Mitglieder des Chemnitzer Gründungsberatungsnetzes sowie von Förderinstitutionen und Kapitalgebern. Ein erlesenes Publikum also, um hier bei einem Speed-Pitchen das eigene Gründungsvorhaben vorzustellen.
Zu den Gründern, die die Gelegenheit wahrnahmen, gehörte beispielsweise Audory. Gründer Max Rose, ehemals Studierender der Angewandten Informatik, entwickelt seit 2020 interaktive Medien – zunächst Hörbücher – und sammelte dabei auch schon Erfahrungen im populären TV-Format „Die Höhle der Löwen“. In einem kurzen Interview berichtete er, dass Audory sich zunehmend aufs B2B-Geschäft konzentriere und interaktive Videos für Unternehmensanwendungen produziere. Diese könnten beispielsweise im Recruiting genutzt werden, seien aber auch zur Integration individueller Kundenerlebnisse einsetzbar. Anwendung findet ein solches interaktives Video unter anderem bereits bei der Sparkasse Chemnitz, wo es zur Vermittlung finanzieller Bildung an Schüler genutzt wird.
EXIST-Women-Programm nutzen
Mit Martina Langfritz und Levke Böntgen stellten sich darüber hinaus zwei aktuelle Teilnehmerinnen des Exist-Women-Programms vor. Langfritz möchte als studierte Hotelmanagerin und aktuelle Beraterin im Beherbergungsgewerbe eine Hotel-Software entwickeln, die mehr Effizienz in die digitalen Prozesse von Beherbergungsbetrieben bringt. So will sie ermöglichen, dass sich das Hotelpersonal wieder stärker auf das positive Gasterlebnis fokussieren kann. Levke Rötgen, studierte Psychologin, will hingegen mit einer Coaching-App die Beziehungen zwischen Menschen und ihren Haustieren verbessern.
Tom Maeder stellte das Gründungsvorhaben Deep Breath vor, das sich aus einer Arbeitsgruppe im Fraunhofer IWU entwickelt hat. Mittels eines Atemtrainingsgürtels und einer App sollen Endnutzer lernen, wieder langsamer und tiefer in den Bauch und durch die Nase zu atmen. Dies könne den Schlaf verbessern, helfe aber auch, Atemwegserkrankungen vorzubeugen. Dies zeigten erste Anwendungsversuche in Zusammenarbeit mit Therapeuten. Gegenwärtig bereitet das Projekt den Einstieg in eine Serienproduktion vor, wenn eine Finanzierung möglich wird.
Schon durchgestartet
Mit der Botfellows GmbH, präsentiert durch Gründer und Geschäftsführer Dr. Mohamad Bdiwi, sowie der MiVia GmbH, vorgestellt von Co-Gründerin und CSO Jessica Schneider, zeigten zwei Technologie-Start-ups den erfolgreichen Weg auf, den junge Unternehmen in der Region Südwestsachsen gehen können. Botfellows will Kunden dabei unterstützen, die nächste Generation von Industrierobotern auf den Weg zu bringen – einerseits sollen diese ohne Code programmierbar sein, andererseits durch Sensorik zur einhausungsfreien Zusammenarbeit mit Menschen befähigt werden. Es sei bereits gelungen, die Technologien bei zwei Roboterherstellern zu integrieren. Ende 2024 wurde aus dem Forschungsprojekt des Fraunhofer IWU ein Gründungsunternehmen.
Ein paar Jahre weiter in ihrer Entwicklung ist die MiVia GmbH aus Freiberg. Zunächst als EXIST-Forschungsvorhaben etabliert, wurde das Unternehmen 2021 gegründet. MiVia befähigt das Qualitätsmanagement, durch KI-basierte Materialanalyse schnellere und fundiertere Entscheidungen zu treffen. Derzeit ist das Verfahren insbesondere in metallverarbeitenden Unternehmen zur Gefügeanalyse im Einsatz – und MiVia auf bereits 14 Mitarbeitende angewachsen.
Auch das Gründungsvorhaben DARIBA, derzeit als EXIST-Gründungsprojekt gefördert, setzt auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, wenngleich in ganz anderen Zusammenhängen. Das in Zwickau angesiedelte Team will insbesondere Steuerberatungskanzleien befähigen, KI zum Einsatz zu bringen und so schnellere und bessere Beratung zu erbringen, wie Team-Mitglied Lisa Petzold im Pitch-Interview darlegte.
Durch die Interviews neugierig geworden, konnten sich die Gäste des Sommerfestes anschließend in der Start-up-Area im „Start up“-Gebäude mit den vorgestellten Gründern austauschen.
Bereits vor dem Sommerfest hatte SAXEED zum Infoevent rund um die Startup Journey eingeladen. Hier wurde unter anderem der TUCfonds vorgestellt, ein neues Validierungsprogramm an der TU Chemnitz. Forschende erhalten mit diesem Programm die Möglichkeit, ihre vielversprechenden Forschungsergebnisse auf wirtschaftliche Verwertbarkeit hin zu prüfen und weiterzuentwickeln. Darüber hinaus gab es Einblicke in das EXIST-Förderprogramm des Bundes.